Um Ausbildungsabbrüche in Pflegeberufen zu vermeiden, hat der Landkreis Fulda mit den Pflegeschulen der Caritas, des Klinikums und der AWO im Landkreis Fulda das Leuchtturmprojekt „Ausbildungsbegleitung in der Pflege“ ins Leben gerufen. Die Auszubildenden Flavia Bandeira-Sippel (40) und Kubrom Amenay (23) berichten, wie sie über das Projekt Unterstützung von Katharina Mans und Felix Kerber vom Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt erhalten haben.
Flavia Bandeira-Sippel kam 2004 aus Brasilien nach Deutschland. Sie hatte viele verschiedenen Jobs, häufig auch zwei bis drei gleichzeitig. „Ich habe beispielsweise im Einzelhandel, in einer Logistikfirma und bei einem Handschuhhersteller gearbeitet. Mir war es wichtig, Geld für mich und meine Familie zu verdienen“, betont die heute 40-Jährige. Später arbeitete sie bereits im Klinikum Fulda als Ernährungsassistentin, stellte dort die Mahlzeiten für die Patienten zusammen. Doch sie wollte mehr: „Ich durfte dann auch in der Patientenbegleitung arbeiten und habe die Patienten und ihre Familien eng betreut“, führt sie aus. Ein Kollege kam dann auf sie zu und fragte, ob sie nicht Interesse an einer Pflegeausbildung hätte. „Er sagte, ich hätte Potenzial und sei sehr empathisch im Umgang mit den Menschen. Darüber habe ich mich gefreut“, sagt sie. Seit September 2020 absolviert sie nun die dreijährige Pflegeausbildung im Klinikum und besucht dabei das Bildungszentrum Klinikum Fulda. „Ich finde es schön, dass ich die Chance bekommen habe, mich weiterzuentwickeln und weiterzubilden.“
Im ersten Halbjahr ihrer Ausbildung bemerkte Bandeira-Sippel bereits einige Hürden und Probleme. „Da kam die Vorstellungsmail von Frau Mans und dem Projekt Ausbildungsbegleitung in der Pflege gerade recht. Sie hat mir direkt geholfen, alles in die Wege geleitet und mir Hilfen organisiert“, erläutert die 40-Jährige. Mit Katharina Mans, die das Projekt Ausbildungsbegleitung in der Pflege gemeinsam mit Felix Kerber betreut, hat sie nach Lösungen gesucht. Denn Ziel des Projektes ist es, möglichst alle Probleme aus dem Weg zu schaffen, die zu einem Ausbildungsabbruch führen könnten. Anfangs lag der Fokus auf der deutschen Sprache. „Wir haben eine Deutsch-Nachhilfe organisiert und Projekte bei der Agentur für Arbeit gefunden, wo sie ebenfalls Nachhilfe und Unterstützung für Pflegekräfte erhalten hat“, führt Mans aus. Auch im privaten Bereich, gab es Hürden für Bandeira-Sippel: „Frau Mans hat mir immer zugehört und geholfen. Wenn sie nicht da gewesen wäre, wäre ich heute nicht so weit in der Ausbildung.“
Mans unterstützt sie zudem bei bürokratischen Angelegenheiten, beim Ausfüllen von Dokumenten und bei Fragen rund um psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten. Aber trotz aller Schwierigkeiten, anfänglichen sprachlichen Barrieren und den Verpflichtungen mit ihren Kindern gibt sie alles, wenn es um ihre Ausbildung geht. „Der Pflegeberuf ist genau das richtige für mich. Nach all den vielen Jobs fühle ich mich nun endlich angekommen. Ich habe meine Berufung gefunden“, erklärt sie und fügt an, dass sie vor allem den Umgang mit den Menschen an ihrer Arbeit schätzt.
Auch Kubrom Amenay erhält Unterstützung im Rahmen der Ausbildungsbegleitung in der Pflege. Felix Kerber steht ihm dabei mit Rat und Tat zur Seite. Amenay ist in Eritrea geboren und lebt seit 2015 in Deutschland.
Mit der Pflege hat der heute 23-Jährige schon in seiner alten Heimat zu tun gehabt: Dort hat er seine Oma und seinen Opa gepflegt. „Deshalb habe ich mich für die Pflegeausbildung entschieden. Ich mag einfach die Arbeit an und mit den Menschen“, erläutert er. 2019 hat er die zweijährige Ausbildung im Rahmen des Projekts „Pflege in Hessen integriert“ im Altenpflegeheim St. Josef der Caritas begonnen. Im Verlauf dieser Ausbildung können Migrantinnen und Migranten sowohl den Hauptschulabschluss an der Eduard-Stieler-Schule erwerben als auch die Ausbildung zum Altenpflegehelfer und zur Altenpflegehelferin an der Caritas Pflegeschule absolvieren. Dieses Projekt wird ebenfalls vom Landkreis Fulda sozialpädagogisch unterstützt.
Felix Kerber unterstützt ihn seitdem unter anderem bei Anträgen, Formularen und privaten Angelegenheiten. „Ich habe schon öfter Post bekommen, bei der ich Herrn Kerber um Hilfe gebeten habe. Die Briefe von der GEZ habe ich beispielsweise anfangs nicht verstanden, das System kannte ich so nicht“, führt der 23-Jährige aus. Noch immer ist zudem die Sprache und das Durchführen wichtiger Telefonate eine Herausforderung für Amenay. „Deshalb hole ich mir immer mal wieder einen Rat bei Herrn Kerber.“
Gemeinsam haben die beiden auch Bewerbungen für die Zeit nach der Ausbildung geschrieben. „Viel Unterstützung benötigt er aber gar nicht. Herr Amenay erledigt die meisten Dinge bereits selbstständig Wenn er auf mich zukommt, dann ist mir wichtig, dass ich ihm die Arbeit nicht abnehme, sondern ihm zeige, wie er beispielsweise verschiedene Formulare ausfüllt, damit er es beim nächsten Mal selbst kann“, erläutert Kerber. Seit ein paar Wochen hat Kubrom Amenay nun seine Ausbildung beendet. Er hat alle Prüfungen bestanden und ist jetzt gelernter Altenpfleger.
„Es ist schön zu sehen, dass wir die Auszubildenden unterstützen können. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Azubis aus dem Pflegebereich von unserem Angebot wissen. Sie können mit allen Fragen zu uns kommen, wir versuchen immer gemeinsam eine Lösung zu finden“, sagen Katharina Mans und Felix Kerber.
Die „Ausbildungsbegleitung in der Pflege“ wird im Rahmen des Landesprogrammes „Pflege in Hessen integriert“ und des „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget“ von Seiten des Landes Hessen gefördert.