27 Medizinstudierende aus Marburg haben an einem Wochenende den Landkreis Fulda für eine Exkursion besucht. Dabei ging es um Global Health, Gesprächsführung und Interprofessionalität. Im Fokus stand zudem der Austausch untereinander. Seit dem Wintersemester 2022/23 gibt es in Hessen eine sogenannte „Landärztin- und Landarztquote“. Durch das „Gesetz zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Hessen“ werden jährlich 6,5 % aller Studienplätze im Bereich Humanmedizin an Studierende vergeben, die sich vorab verpflichten, später als Hausärztinnen und Hausärzte in einem unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebiet in Hessen zu arbeiten.
Um diese Studierenden bestmöglich auf ihre spätere Tätigkeit vorzubereiten, hat die Philipps-Universität Marburg in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Justus-Liebig-Universität Gießen ein Schwerpunktprogramm entwickelt, das auch anderen interessierten Studierenden offensteht. Aus dem Jahrgang 2022/23 haben 27 Studierende an dem Schwerpunktprogramm Primärversorgung im Rahmen einer Wochenendexkursion im Landkreis Fulda teilgenommen. Die Exkursion begann nach einem kleinen Warming-up mit Prof. Stefan Bösner auf dem „Roten Sofa“, der über das Thema Global Health/Public Health sprach. Bösner lebte und arbeitete lange Zeit im Sudan und verfügt über große Expertise in diesem Bereich. Das Interview verschaffte den Studierenden in lockerer Atmosphäre einen guten Einstieg in die Themen und Herausforderungen der Globalen Gesundheit. Dank des offenen Formats kamen die Studierenden schnell ins Gespräch mit Prof. Bösner und konnten Fragen zu Auslandstätigkeiten im ärztlichen Bereich und Gesundheitssystemen stellen, aber auch kritische Aspekte wie den White Saviour Complex und das Stichwort „Decolonization“ diskutieren.
Am Samstagmorgen wurde die Gruppe mit einem Winterzauber überrascht: Es hatte geschneit und es stand eine Wanderung zur Milseburg auf dem Plan. Die erfahrene Abenteuer- und Erlebnispädagogin Anne Baum leitete die Wanderung, die unter dem Motto „Auf den Spuren der Empathie“ stattfand. Während der Wanderung konnten tiefgehende Gespräche mit wechselnden Gesprächspartnern zu persönlichen Herausforderungen und zum eigenen Umgang mit Emotionen geführt werden. Ergänzt und aufgelockert wurden diese Zweiergespräche durch Reflexionen und Interaktionen mit der gesamten Gruppe. Nach der Wanderung begrüßte Christof Erb (Geschäftsführer der Gesundheitskonferenz Fulda-Bad Hersfeld-Vogelsberg) die Teilnehmenden im Auftrag des Landkreises Fulda und berichtete über die Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort: Der Landkreis Fulda gewährt Studierenden ab dem fünften Semester ein Stipendium, wenn sie sich nach ihrem Studium dazu verpflichten, für drei Jahre im Landkreis Fulda zu arbeiten. Außerdem werden Ärztinnen und Ärzte im Rahmen ihrer Weiterbildung vom Weiterbildungsverbund im Landkreis Fulda unterstützt.
Ebenfalls aus der Region stammten die Gäste für die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema Interprofessionalität: die Physiotherapeutin Frau Henkel, der Leiter eines Seniorenheims Herr Hebig sowie der Apotheker Herr Rettberg. Gemeinsam wurde über Chancen und Herausforderungen der jeweiligen Tätigkeiten sowie der fachübergreifenden Zusammenarbeit mit anderen „Playern“ im Gesundheitswesen debattiert. Die Frage nach Möglichkeiten und Nutzen gelungener interprofessioneller Zusammenarbeit wird auch in Zukunft einen zentralen Baustein im Schwerpunktprogramm Primärversorgung darstellen. Den thematischen Abschluss bildete die interaktive Seminareinheit zum Thema Kommunikation. Dabei konnten die Studierenden in Kleingruppen verschiedene Gesprächsszenarien aus dem (allgemein-)medizinischen Alltag durchspielen, die anschließend reflektiert wurden. +++